Category Archives: Statuten

Ökologie

Die Beziehung Mensch – Vegetation muß religiöse Ausmaße annehmen.

Nur wenn Du den Baum liebst wie Dich selbst, wirst Du überleben.

Nur wer nach den Gesetzen der Natur und der Schöpfung lebt, kann nicht irren.

Es ist Deine Pflicht, der Vegetation mit allen Mitteln zu ihrem Recht zu verhelfen.

Homo – Humus – Humanitas, drei Schicksalswörter gleichen Ursprungs.

Wir müssen einen Friedensvertrag mit der Natur anstreben, der einzig schöpferischen übergeordneten Macht, von der der Mensch abhängig ist.

Friedensvertrag mit der Natur

1. Wir müssen die Sprachen der Natur lernen, um uns mit ihr zu verständigen.

2. Wir müssen der Natur Territorien zurückgeben, die wir uns widerrechtlich angeeignet und verwüstet haben, z.B. nach dem Grundsatz: Alles, was waagrecht unter freiem Himmel ist, gehört der Natur.

3. Toleranz der Spontanvegetation.

4. Die Schöpfung des Menschen und die Schöpfung der Natur müssen wiedervereinigt werden. Die Entzweiung dieser Schöpfung hatte katastrophale Folgen für die Natur und den Menschen.

5. Leben in Harmonie mit den Gesetzen der Natur.

6. Wir sind nur Gast der Natur und müssen uns dementsprechend verhalten.
Der Mensch ist der gefährlichste Schädling, der je die Erde verwüstet hat.

Der Mensch muß sich selbst in seine ökologischen Schranken zurückweisen, damit die Erde sich regenerieren kann.

7. Die menschliche Gesellschaft muß wieder eine abfallose Gesellschaft werden.

Denn nur der, der seinen eigenen Abfall ehrt und wiederverwertet in einer abfallosen Gesellschaft, wandelt Tod in Leben um und hat das Recht, auf dieser Erde fortzubestehen, dadurch, daß er den Kreislauf respektiert und die Wiedergeburt des Leben geschehen läßt.

Friedensreich Hundertwasser Regentag Dunkelbunt, 1998

Identität

Unsere Gesellschaft ist anonym. Sie ist unmenschlich und ein Nährboden für Diktatur und Tyrannei, weil jeder von sich aus leider dazu neigt, ein Hammel-, Herden- und Schafedasein zu führen und es der Obrigkeit leicht macht, uns viel besser zu erfassen.

Deswegen ist die Kreativität des einzelnen von größter Bedeutung. Gegen diese Kreativität des einzelnen ist jede Gewalt machtlos, sie hat vor ihr größere Furcht als vor der demonstrierenden Masse.

Die wirkliche Demokratisierung des Menschen bedeutet, sich jetzt kreativ weiterzuentwickeln.

Nur mit Kreativität kann sich das Menschengeschlecht vorwärtsentwickeln. Die individuelle Kreativität und die individuelle Verantwortung für alle Lebensformen,  für die wahren Werte formen die Gesellschaft.

Identität ist der Schutz der individuellen Menschenwürde und der selbständigen Kleinteiligkeiten als Voraussetzung für die autonomen Entfaltungen der Kunst, Natur und Architektur und entsprechend der Aspirationen des Menschen.

Identität dient der Wahrung gewachsener Werte.

Friedensreich Hundertwasser Regentag Dunkelbunt, 1990/1998

Architektur

Wir erleben wieder eine Wende, wo alte und starre Werte in der Architektur und im Städtebau immer mehr in Frage gestellt werden. Die Geradlinigkeiten und die Uniformität der Bauhausarchitektur gehen ihrem Ende entgegen, denn sie ist gefühllos, steril, kalt, herzlos, aggressiv und emotionslos. Die Ära des absoluten Rationalismus geht zu Ende. Die neuen Werte sind erhöhte Lebensqualität und nicht Lebensstandard, Sehnsucht nach Romantik, Individualität, Kreativität, und ein Leben in Harmonie mit der Natur.

Der Mensch hat drei Häute, seine eigene, seine Kleidung und seine Behausung. Alle diese drei Häute müssen sich erneuern, ständig wachsen und wandeln.

Häuser sind wachsende Gebilde so wie die Bäume. Häuser wachsen wie Pflanzen, leben und wandeln sich ständig. Die heutige Architektur aber ist kriminell steril, denn fatalerweise hört jegliche Bautätigkeit dann auf, wenn die Menschen ihre Quartiere beziehen, wo doch normalerweise die Umgestaltung des Lebensraumes nach Einzug des Menschen überhaupt erst beginnen sollte.

Wir ersticken in unseren Städten an Luftverpestung und Sauerstoffmangel, die Vegetation, die uns leben und atmen läßt, wird systematisch vernichtet. Wir laufen an grauen, sterilen Hausfassaden entlang. Es ist deine Pflicht, der Vegetation mit allen Mitteln zu ihrem Recht zu verhelfen

Der Baummieter symbolisiert eine Wende, in der dem Baum wieder ein bedeutender Stellenwert eingeräumt wird als Partner des Menschen.

Wir müssen wieder Häuser bauen, wo die Natur über uns ist. Es ist unsere Pflicht, die Natur, die wir dadurch umbringen, daß wir ein Haus bauen, wieder auf das Dach zu bringen. Wir müssen der Natur Territorien zurückgeben, die wir ihr widerrechtlich genommen haben.

Freie Natur muß überall dort wachsen, wo Schnee und Regen hinfallen, wo im Winter alles weiß ist, muß im Sommer alles grün sein.

Was waagrecht unter freiem Himmel ist, gehört der Natur.

Straßen und Dächer sollen bewaldet werden. In der Stadt muß man wieder Waldluft atmen können.

Das Verhältnis Mensch – Baum muß religiöse Ausmaße annehmen.

Dann wird man auch endlich den Satz verstehen: Die gerade Linie ist gottlos.

Friedensreich Hundertwasser Regentag Dunkelbunt, 1972/1988

Kunst

Kunst ist eine Andacht, ein Ort der Erbauung, des Friedens, ein Ort, an dem man tiefe seelische Hilfe erhält, wo man den richtigen Weg, den man verloren hat, wiederfindet.

Kunst muß wertvoll sein, Werte aufbauen und nicht Werte zerstören. In der Kunst muß man sich zuhause fühlen, geborgen wie in der Heimat.

Kunst muß schön, wahr und gut sein.

Die Kunst muß in dieser komplizierten Welt zur Einfachheit zurückfinden.

Die Aufgabe des Künstlers ist es, gerade jetzt diese Welt zu erhalten, zu verbessern, was falsch gemacht wurde, zu verschönern, was häßlich gemacht wurde, und mit all seiner musischen und seherischen Macht zu warnen.

Künstler sind Menschen, die ungefragt Verantwortung übernehmen. Mit Künstlern meine ich uns alle, die es wagen, schöpferisch zu handeln. Kreativ und schöpferisch sein, heißt frei sein und sich im Einklang mit den Gesetzen der Natur selbst zu verwirklichen.

Kunst bedeutet verantwortlich leben. Der Künstler hat aber gegenüber der Gesellschaft, in der er lebt, seine Pflicht als Warnender und Auswegsuchender zu erfüllen.

Nur wer nach den Gesetzen der Pflanzen und der Vegetation handelt, kann nicht fehlgehen. Nur Schönheit kann uns den Weg weisen.

Kunst muß wieder Farbe bekennen.

Kunst muß sich wieder an die Menschen wenden.

Ist die Kunst für oder gegen die Schöpfung? Ist die Kunst für oder gegen die Menschen?

Die Kunst muß wieder die Natur und ihre Gesetze, den Menschen und sein Streben nach wahren und dauerhaften Werten einbeziehen.

Die Kunst muß wieder eine Brücke zwischen der Schöpfung, der Natur und der Kreativität des Menschen sein.

Die Kunst muß wieder eine Gesamtfunktion erhalten und nicht nur für eine Insider-Gruppe gemacht werden.

Die Kunst muß sich von den Fesseln einer gelenkten Kulturpolitik, die immer gerade in Mode ist, der Spekulation, der Kunstindustrie, von den selbsternannten Kunstsachverständigen und Kunstberatern und von den zerstörerischen Theorien befreien.

Der Befreiung Europas und der Welt von politisch unterdrückenden Diktaturen muß auch eine Befreiung der Schöpfung in all ihren Bereichen von einer weltweiten, widernatürlichen Unterdrückung durch eine noch herrschende, kulturpolitische Diktatur folgen.

Auf der Suche nach den Fundamenten einer neuen Orientierung im gewandelten Zusammenleben der Menschen mit der Natur bin ich von der Aufgabe der Kunst im Aufbruch in ein neues Jahrtausend überzeugt.

Kunst muß wieder Sinn bekommen.

Kunst muß wieder bleibende Werte schaffen.

Mut zur Schönheit in Harmonie mit der Natur.

Friedensreich Hundertwasser Regentag Dunkelbunt, 1998