Architektur

Wir erleben wieder eine Wende, wo alte und starre Werte in der Architektur und im Städtebau immer mehr in Frage gestellt werden. Die Geradlinigkeiten und die Uniformität der Bauhausarchitektur gehen ihrem Ende entgegen, denn sie ist gefühllos, steril, kalt, herzlos, aggressiv und emotionslos. Die Ära des absoluten Rationalismus geht zu Ende. Die neuen Werte sind erhöhte Lebensqualität und nicht Lebensstandard, Sehnsucht nach Romantik, Individualität, Kreativität, und ein Leben in Harmonie mit der Natur.

Der Mensch hat drei Häute, seine eigene, seine Kleidung und seine Behausung. Alle diese drei Häute müssen sich erneuern, ständig wachsen und wandeln.

Häuser sind wachsende Gebilde so wie die Bäume. Häuser wachsen wie Pflanzen, leben und wandeln sich ständig. Die heutige Architektur aber ist kriminell steril, denn fatalerweise hört jegliche Bautätigkeit dann auf, wenn die Menschen ihre Quartiere beziehen, wo doch normalerweise die Umgestaltung des Lebensraumes nach Einzug des Menschen überhaupt erst beginnen sollte.

Wir ersticken in unseren Städten an Luftverpestung und Sauerstoffmangel, die Vegetation, die uns leben und atmen läßt, wird systematisch vernichtet. Wir laufen an grauen, sterilen Hausfassaden entlang. Es ist deine Pflicht, der Vegetation mit allen Mitteln zu ihrem Recht zu verhelfen

Der Baummieter symbolisiert eine Wende, in der dem Baum wieder ein bedeutender Stellenwert eingeräumt wird als Partner des Menschen.

Wir müssen wieder Häuser bauen, wo die Natur über uns ist. Es ist unsere Pflicht, die Natur, die wir dadurch umbringen, daß wir ein Haus bauen, wieder auf das Dach zu bringen. Wir müssen der Natur Territorien zurückgeben, die wir ihr widerrechtlich genommen haben.

Freie Natur muß überall dort wachsen, wo Schnee und Regen hinfallen, wo im Winter alles weiß ist, muß im Sommer alles grün sein.

Was waagrecht unter freiem Himmel ist, gehört der Natur.

Straßen und Dächer sollen bewaldet werden. In der Stadt muß man wieder Waldluft atmen können.

Das Verhältnis Mensch – Baum muß religiöse Ausmaße annehmen.

Dann wird man auch endlich den Satz verstehen: Die gerade Linie ist gottlos.

Friedensreich Hundertwasser Regentag Dunkelbunt, 1972/1988

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